Freitag, 29. Mai 2015

100 km im Joggingtempo und kein Hafen ohne Fehler, 44. Tag



Morgens um 7:15 Uhr los aus Chalons, still und leise, Keinen aufwecken, alle Amis schlafen noch.
Der Hafen und die Stadt sind wirklich schön – einziger Fehler, es gibt Mücken.
In der Nähe ist ein stillgelegter Flussarm, da wohnen die wohl und gehen abends auf Blutsaugertour.

Hafenausfahrt Chalons, morgens, alles ruhig.

Ich habe einige im Boot, aber es sind nicht die geschicktesten Mücken. Oder meine Haut ist zu dick und lederig.

Blick zurück zum Hafen -vormerken für den Rückweg
Jedenfalls merke ich immer, wenn mich eine anbohren will und damit ist ihr Schicksal besiegelt. Klatsch!
Nach einer halben Stunde stapeln sich die Leichen auf dem Blatt Haushaltspapier, ein Massaker!



Ein oder zwei Blutsaugern ist wahrscheinlich die Flucht gelungen, jedenfalls kommen dann keine mehr – hat sich wohl ´rumgesprochen und sie sind zu den Amerikanern weiter gesummt.
Nachts quaken dann die Frösche, denen wünsche ich guten Appetit – als Mücke hat man es auch nicht leicht.

Am Boot ist alles ok, ich habe gestern noch den (See)wasserfilter gereinigt, darin waren einige scharfe Gras – oder Schilfhalme, gut dass sie nicht bis zum Impeller vordringen konnten.

Alle Achtung - auf 3 Metern Länge allerhand Boot.
Ich bin froh, dass ich den Filter noch eingebaut habe.

Das GPS zickt  allerdings immer noch, mal geht`s, dann Pause, dann kommt die Anzeige wieder. Vielleicht auch wegen der dauernden Satellitenwechsel, mal sind sie durch Bäume verdeckt, mal durch Schleusenmauern, dann die dauernden Kurven, vielleicht kommt das Gerät damit nicht so gut klar.


 
Anmeldung zum Patent ist auf dem Weg.


Unterwegs probiere ich dann mal eine Amateur-Laien-Elektroniker-Lösung, siehe Foto, und oh Wunder, die Auszeiten werden wesentlich weniger, am Abend stimmt die geloggte Meilenzahl (über Grund) fast genau, also ganz wenige Aussetzer. Ich bin stolz.





Ansichten von unterwegs


Mal sehen, wie das Gerät sich auf dem Meer verhält, außerdem ist dann die Maststütze weg, ich sitze nicht immer davor und die Satelliten müssen nicht dauernd gewechselt werden – hoffe auf Besserung, mal sehen. Erst mal lasse ich es so wie es ist, ich finde es auch optisch einigermaßen ansprechend – oder? New design!
Nach Paris geradeaus!

Schöne, gepflegte, aber alte Häuser, hübsch einfach.

Unterwegs so eine „komplizierte“ Reparatur, ja, geht, weil die Saone hier sehr breit ist, komplett ausgetonnt, innerhalb des Fahrwassers immer tief genug – also kommt wieder die Selbststeuerung zum Einsatz und ich kann mich um anderes kümmern.

Vom Wetter habe ich ja schon gestern geschwärmt, heute genauso, die Sonne steht hier, wo ich jetzt langtuckere zum Mittag schon fast senkrecht über mir. Das Bimini ist schon ein kleiner Schattenspender, wenn gerade ein günstiger Kurs anliegt.

Unterwegs strahlen die Ortschaften und Häuser immer mehr Wohlstand und gepflegten, gehobenen Lebensstandard aus. Schöne Ansichten – trotzdem vermisse ich die engen Kanäle. Da war alles so schön dicht ´dran, so hyggelig eben.
Ich tröste mich damit, dass ich ja nochmal durch die Kanäle fahre – aber erst kommt das Meer und darauf freue ich mich schon richtig – ich hoffe, zu Recht.


Vorgeschmack auf´s Meer, die breite Saone.


Ein bisschen werde ich schon eingestimmt, durch den Wind, der heute weht – warm und unstetig. Ich kann ihn überhaupt noch nicht einschätzen, natürlich folgt er ein wenig den Flussbiegungen, ist aber trotzdem manchmal ganz weg, dann wieder böig und recht stark – wenig kalkulierbar.
Ob das am Meer so bleibt?






Abendstimmung im Cockpit-schöne auch ohne Strom und www.


Ich liege inzwischen, seit 18:30 Uhr fest an einem Steg, wieder ohne Strom und Sonstiges, im Päckchen an „Old Lady“ aus Mainz. 
Einem Kutter, mit gelegtem Mast und drei Leutchen an Bord, die auch nach „Malle“ wollen, mal sehen, ob wir uns irgendwo wiedertreffen.





Den musste ich leider vorlassen - er war stärker.

Fest nach mehr als 11 Stunden Fahrt, inklusive 2 Schleusen, wobei ich bei der zweiten 45 Minuten warten musste, bis ein Frachter durch war und bis „Bijou“, ein Bettenschiff angekommen war, mit dem ich dann zusammen geschleust wurde.
In den 11 Stunden habe ich satte 100 Kilometer zurückgelegt, im Joggingtempo wohlgemerkt, um morgen rechtzeitig in Lyon zu sein – Bruderherz treffen.




Mit dem "Schmuckstück" durch dieSchleuse - 20 m für mich.


So eine Tagestour kann schon ganz schön lang werden, auch weil die Saone nicht so viel Abwechslung bietet wie andere Strecken.


Deshalb habe ich genug Muße, meine Tour ein bisschen Revue passieren zu lassen – am liebsten würde ich unterwegs mal im Blog nachlesen, weil man so viele Eindrücke gar nicht immer parat haben kann.



Jedenfalls habe ich einen wesentlichen Abschnitt (die Kanäle) hinter mir, direkt vor mir noch der große Fluss, die Rhone und mindestens zwei sehr interessante Städte (Arles und Avignon) – und dann das Mittelmeer und Barcelona und Mallorca, schön zu zweit.

Beauregard, schöne Ansicht- oder?
 Schöne Aussichten – und schön auch, dass die später bevorstehende Rücktour für mich gar keine Schrecken mehr hat – ich werde die Mosel und den oberen Rhein neu in meinen Erfahrungsschatz aufnehmen – eine schöne, spannende Zeit steht mir bevor.

Die Gegend hier ist übrigens nicht nur sehr schön, sie heißt auch „schön“.
Es gibt die Orte Beauregard, Beaurivage, den Wein Beaujolais und die Frauen hier benutzen bestimmt kein Beau-Tox (was für ein Kalauer, Verzeihung).